Nur wenige Wochen ist es her, dass unsere Hilfsorganisation von einer ganz großartigen Idee erreicht wurde: Die ehemalige Yoga-Lehrerin Franziska Lau trat mit dem Vorschlag an uns heran, eine gemeinsame Spendenaktion für Saatgut ins Leben zu rufen. Sie würde sich im ersten Schritt darum kümmern, hochwertiges Saatgut aus dem Bekanntenkreis zu organisieren, unsere Organisation würde die Überstellung ins Kriegsgebiet übernehmen.
Gesagt, getan. Franziska schaffte es nicht nur, in kürzester Zeit hunderte Päckchen einzusammeln, sie begeisterte sogar zudem noch lokale Gärtnereien dafür, sich zu beteiligen!
Vor allem im umkämpften Osten und Süden der Ukraine gibt es nach wie vor viele kleine Selbstversorgerhöfe in abgelegenen Dörfern. Diese werden häufig von alten Menschen bewirtschaftet, die sich vom Ertrag ihrer Gärten das Leben erleichtern und oft sogar von ihrer Ernte leben. Durch den Krieg fehlt ihnen allerdings die nötige Infrastruktur um sich selbst helfen zu können. Die Straßen sind blockiert oder kaputt, Autos hat ohnehin nicht jeder und Supermärkte oder ähnliches sind häufig zerstört oder nicht mehr in Betrieb. So fällt es schwer, an gutes Saatgut zu kommen.
Durch die Saatgutspenden können wir dabei helfen, dass die Menschen auf diesen Selbstversorgerhöfen weiterhin anbauen und auch im kommenden Jahr ihre Selbstständigkeit wahren können. Dass die Verteilung in den Dörfern klappt, dafür ist eine ausgeklügelte Logistikkette notwendig. Von unserem Lager in Lahr werden die Samen zuerst in die westukrainische Stadt Kalusch gebracht. Unser Vereinsmitglied Ruslan nimmt die Päckchen dort an und sendet sie weiter nach Kyjiw. In der Hauptstadt sortiert unser Vereinsmitglied Martha die Samenpäckchen um. Jeder Hof erhält so aufeinander abgestimmte kleine “Pakete” sowie einen kleinen Brief und eine extra angefertigte Übersetzung der Verpackungsaufschrift – schließlich sind die Angaben zum Inhalt, der Setzzeit und der Erntezeit auf Deutsch. Martha übersetzt alles ins Ukrainische.
Dann geht die Reise unseres Saatguts weiter. Katja und Ljoscha, zwei Geschwister aus Kyjiw (ebenfalls Vereinsmitglieder), übernehmen die sortierten Packungen und bringen sie über die letzten 700-800 Kilometer in den Donbas. Die beiden haben damit viel Erfahrung: Seit Beginn der großen Invasion im Februar 2022 fahren die Geschwister jeden Monat in die Ostukraine, um den Menschen dort zu helfen. Meist haben sie dabei auch unsere Hilfsgüter dabei.
Die ersten Saatgutpäckchen wurden nun also bereits verteilt. Mit dabei auch diverse Sorten, die noch in diesem Herbst ausgepflanzt werden können. Und die Freude bei den Menschen war groß. Und auch die Überraschung, immerhin sind Saatgutspenden keine “typischen” Hilfsgüter. Mehr als einmal mussten Katja und Ljoscha auf die Frage antworten, ob das denn nun wirklich kostenlos sei? Ja. Ist es. Unseren Spendern sei Dank.
Wer das Projekt ebenfalls unterstützen möchte, der kann sich gerne bei uns melden. Wir freuen uns über jedes Saatgutpäckchen, das bei uns eintrifft!
Auch die Badische Zeitung hat übrigens bereits über unsere Saatgut-Initiative berichtet. Hier geht’s zum Artikel: klicken!