Was war das für ein wundervoller Abend… Unsere erste Benefizgala unter dem Motto “Klassik HILFT” für unsere Ukrainehilfe brachte nicht nur viel Applaus und hoffnungsvolle Gesichter, sondern auch mehr als 6.200€ für unsere Hilfsprojekte ein – ein riesiger Erfolg für unseren Gemeinsam Europa e.V. und unsere Kooperationspartner vom Kulturkreis Lahr. Fünf Musiker – drei aus der Ukraine und zwei aus Deutschland – hatten zweieinhalb Stunden lang rund 130 Zuschauer im Stiftsschaffneikeller in Lahr begeistert.
“Ich freue mich sehr, dass ich den Abend mit einer tollen Nachricht eröffnen kann: wir sind ausverkauft!”, erklärte Moderator Pirmin Styrnol gleich zu Beginn der Gala. Natürlich brandete da sofort Beifall auf.
Die Stars des Abends waren die Musiker. Die ukrainischen Pianistinnen Anzhelika Kovalenko und Valeria Maksymova eröffneten den Abend im Vierhändig-Duo spielerisch mit vier Miniaturen aus Bizets “Jeux d’enfants” (“Kinderspiele”), ehe die in München lebende Lahrerin Mirjam Valenzuela Carrera mit brillantem Harfenspiel und Stücken von Händel, Einaudi und Henson-Conant überzeugte.
Zwischen den einzelnen Musik-Acts kam es auch immer wieder zu inhaltlichen Höhepunkten, wenn Pirmin Styrnol die anwesenden ukrainischen Künstler zu ihren Kriegserlebnissen befragte. Der Akkordeonist Roman Dotsenko erzählte im Interview von seinen Erfahrungen im Jahr 2014 – Dotsenko hatte während des russischen Einmarschs in den Donbas im April 2014 noch in Donezk studiert und die Besatzung somit live miterlebt. Im Jahr 2022 war er zu Beginn der russischen Großinvasion gerade auf Tour in Deutschland, als die russische Armee seine Heimatstadt Cherson okkupierte. Seine Frau und sein Sohn konnten nicht rechtzeitig fliehen – mehrere Wochen lang konnten sie die besetzte Stadt nicht verlassen. Mit viel Mühe schaffte es Dotsenko einen Weg zu finden, die beiden aus der besetzten Stadt herauszuholen. Die Zuschauer im Stiftsschaffneikeller hielten den Atem an, als er freimütig berichtete.
Danach brandete minutenlanger Applaus auf, als Dotsenko meisterlich Vivaldis “Winter” aus den Vier Jahreszeiten, das “Immigrant Theme” aus Nino Rotas “Der Pate Soundtrack” und “Paraphrasen auf ukrainische Themen” von Viktor Vlasov interpretierte. Da der Applaus nicht enden wollte, spielte der Ukrainer sogar noch Montis “Csardas” als Zugabe, bevor es in die Pause ging. Auch nach der Pause blieb die Begeisterung im Publikum ungebrochen. Anzhelika Kovalenkos Interpretation von Bohdan Sehins “Postludium” faszinierte ebenso wie Valeria Maksymovas “Transzedentale Etüde No.12” von Liszt. Der noch lebende ukrainische Komponist Bohdan Sehin hatte seine Stücke für die Benefizgala kostenlos zur Verfügung gestellt: “Ich hoffe, es geht ihm gut”, so Styrnol in der Anmoderation des Stücks. In der Ukraine herrschte zum Zeitpunkt der Aufführung in mehreren Oblasten Luftalarm.
Dass die Ukrainerinnen und Ukrainer ihrem Schicksal nach wie vor mit viel Humor entgegenblicken bewies das Interview mit Pianistin Maksymova im zweiten Teil der Show. Die 28-Jährige hatte die Belagerung von Kyjiw hautnah miterlebt und war für mehrere Tage in die Kyjiwer U-Bahn gezogen. Mit viel Humor schilderte sie ihre Erlebnisse dort und beantwortete die Fragen von Pirmin Styrnol. “Meistens fuhr die U-Bahn nicht, aber manchmal, wenn sie doch gefahren ist, sind wir einfach eingestiegen und haben ‘Ausflüge’ gemacht”, lachte sie. “Ich finde, Lera ist der lebende Beweise dafür, dass man mit Humor weiter kommt als ohne”, schloss Styrnol die Fragerunde ab.
Und natürlich gab es auch im zweiten Teil noch jede Menge Musik. Der Freiburger Tausendsassa Walter-Michael Vollhardt überzeugte mit wundervollen Interpretationen von Gaspar Cassados Solosuite (1. Satz) und dem Flamenco von Rogelio Huguet y Tagel. Zum Abschluss seines Auftritts begelitete ihn zudem Anzhelika Kovalenko am Klavier für Jules Massenet Meditation aus der Oper “Thais”. Auch hier gab es viel Applaus. Danach eroberten noch einmal die ukrainischen Pianistinnen Kovalenko und Maksymova die Bühne – mit Vierhändig-Stücken von Bohdan Sehin und Maksym Kanke endete das Programm.
Stehende Ovationen und “Slava Ukraini” zum Abschluss
Standing Ovations und minutenlanger Applaus folgte. Klar, dass das Ensemble nicht ohne Zugaben von der Bühne gelassen wurde. Kovalenko und Vollhardt boten daher noch den “Schwan” aus Saint-Saëns “Karneval der Tiere” dar und weil noch immer stehender Applaus ertönte spielten Kovalenko und Maksymova noch ein weiteres vierhändiges Stück: Den ungarischen Tanz Nummer vier von Johannes Brahms. Styrnol bedankte sich bei allen Musikern, den ehrenamtlichen Helfern von Gemeinsam Europa e.V. und dem Kulturkreis Lahr und allen Ukrainerinnen und Ukrainern. Mit einem lauten “Slava Ukraini” endete die Gala. Doch Schluss war deshalb noch lange nicht. Viele Besucher blieben im Saal um mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Die ukrainische Community um Oleksandra Valter aus Lahr sorgte mit kulinarischen Leckereien für die richtige Stimmung um zu bleiben. Die letzten Besucher verließen erst um halb zwei in der Nacht den Stiftsschaffneikeller.